Franz von Taxis und Johann Baptista von Taxis (Tasso)
Franz von Taxis (Francesco Tasso) und Johann Baptista von Taxis (Tasso): Begründer des internationalen Postwesens
Franz und Johann Baptista von Taxis (de Tasso) bauten Ende des 15. Jahrhunderts das erste länderübergreifende Nachrichtensystem auf und legten damit den Grundstein für das heutige Postsystem.
Franz von Taxis
Bereich | Postdienste |
Land | Italien / Deutschland |
Geboren | um 1459, Camerata Cornello, Italien |
Verstorben | zwischen dem 30. November und 20. Dezember 1517, Brüssel, Belgien |
Aufnahme in die Logistics Hall of Fame | 2016, Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berlin, Deutschland |
Laudatorin | Dorothee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berlin, Deutschland. Koordinatorin der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik, Berlin. |
Johann Baptista von Taxis
Bereich | Postdienste |
Land | Italien / Deutschland |
Geboren | um 1470 |
Verstorben | 16.10.1541, Regensburg (in Begleitung Kaiser Karls V. am Reichstag) |
Aufnahme in die Logistics Hall of Fame | 2016, Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berlin, Deutschland |
Laudatorin | Dorothee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berlin, Deutschland. Koordinatorin der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik, Berlin. |
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Verdienste
- Franz und sein Neffe Johann Baptista Taxis (Tasso) gründeten 1490 im Auftrag des römisch-deutschen Königs und späteren Kaisers Maximilian I. das europaweite Postwesen. Die erste zentral organisierte Postverbindung war der so genannte Niederländische Postkurs. Er wurde im Jahr 1490 von Franz und Johann Baptista von Taxis, von dem die Regensburger Dynastie abstammt, zwischen dem Hof Maximilians I. in Innsbruck und dem seines Sohnes Philipp in Brüssel in den Burgundischen Niederlanden eingerichtet.
- Im Gegensatz zu den bis dahin verbreiteten Botendiensten richteten die Taxis die erste ständige Linie in Stafettenform ein. Die Briefe wurden nicht mehr durch einen Kurier von A nach B befördert, sondern wie ein Staffelstab übergeben. Johann beauftragte die Betreiber von Herbergen und Fähren, in bestimmten Abständen (zwischen 15 und 35 km) Pferde für die königlichen Kuriere bereitzuhalten und platzierte die Wechselstationen außerhalb der Stadtmauern, so dass die Briefe bei Tag und Nacht befördert werden konnten. Die Postreiter übernahmen das Felleisen (Postpaket) um Zeit zu sparen bereits reitend von ihren Vorgängern. Täglich konnten so im Schnitt 166 Kilometer Postweg bewältigt werden, was einer für damalige Verhältnisse einmaligen Transportgeschwindigkeit von 6,6 Kilometern pro Stunde einschließlich unausweichlicher Stopps entspricht.
- Im Postvertrag zwischen König Philipp von Spanien und Franz von Taxis wurden am 18. Januar 1505 in Brüssel erstmals Beförderungszeiten für Sommer und Winter festgelegt. Danach betrug die Beförderungszeit auf der Linie Brüssel-Innsbruck 5,5 Tage (Winter: 6,5 Tage). Für die Linie Brüssel-Paris kalkulierte die Taxis lediglich 44 Stunden (Winter: 54 Stunden). In späteren Postverträgen wurden diese Zeiten immer wieder reduziert. Zur Kontrolle dienten so genannte Stundenpässe. Darüber hinaus waren die Postmeister von Taxis im Kriegsfall dafür verantwortlich, schnellstmöglich Ersatzrouten zu organisieren. Für die Einhaltung des Vertrages hafteten sie mit Leib, Leben und Habe.
- Die Postverträge von 1505, 1516 von 1517 waren der Grundstein für den Aufstieg der Familie Taxis und die spätere Monopolstellung im historischen Postwesen. Die Mitglieder der Familie etablierten nach und nach weitere Linien. Mitte des 16. Jahrhunderts konnte so die länderübergreifende Nachrichtenübermittlung der Habsburger von Antwerpen bis Neapel und Prag bis Sevilla sichergestellt werden (Compagnia et Società Tassis).
- Zu Beginn war die Post für den privaten Briefverkehr gesperrt. Es durften nur Briefe und Kleingüter aus dem dynastischen Bereich befördert werden. Ohne ihre Auftraggeber zu informieren, beförderte die Familie Taxis zusätzlich Briefe für Außenstehende. Nach 1520 nahm die Beförderung der Privatpost auf dem Niederländischen Postkurs einen solchen Umfang an, dass sie zunächst stillschweigend geduldet und schließlich genehmigt wurde.
- Längs der Handelsstraßen bildete sich auf diese Weise schnell ein Netz. Der Grundstein der kaiserlichen Reichspost unter dem Schutz des Kaisers war gelegt. Sie war für jeden Interessenten gegen Bezahlung zugänglich. Betrieben wurde die Kaiserliche Reichspost ab 1500 von Brüssel aus, ab 1701 von Frankfurt am Main und ab 1748 von Regensburg aus von den Mitglieder der Familie der Taxis, die sich ab 1650 mit kaiserlicher Genehmigung in Thurn und Taxis umbenannten, 1695 vom Kaiser in den Reichsfürstenstand erhoben wurden und ohne Unterbrechung die Generalpostmeister des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation stellten. Die Kaiserliche Reichspost erreichte in den Jahren vor der Französischen Revolution ihre größte Ausdehnung. 1787 gab es im Reich 22 taxissche Oberpostämter und über 2.500 Postämter, über die nahezu die gesamte Reichspost abgewickelt wurde.
- Nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reichs im Jahr 1806 übernahmen einige Nachfolgestaaten die Einrichtungen der Taxisschen Reichspost gegen eine in der Deutschen Bundesakte von 1815 verordnete Abfindung in Staatsregie, andere beauftragten die Familie mit der Weiterführung als Privatunternehmen, der Thurn-und-Taxis-Lehenpost, die bis 1867 von Frankfurt aus geführt wurde. 1867 erzwang Preußen die Abtretung des Unternehmens an den preußischen Staat gegen eine Abfindung (Quelle: Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv).