Public Private Partnerships: Humanitäre Organisationen und Unternehmen erkennen Bedeutung
Umfrage richtete sich an internationale Organisationen, Unternehmensvertreter und Geldgeber. Ergebnisse wurden erstmals auf der Konferenz ConnectChains der Logistics Hall of Fame in Berlin vorgestellt.
Eine Umfrage zum Stand der öffentlich-privaten Partnerschaften für das Management der humanitären Logistik zeigt, dass sowohl humanitäre Organisationen als auch die Privatwirtschaft die Bedeutung und die Vorteile von Lieferkettenpartnerschaften für das Management der humanitären Logistik zunehmend anerkennen. Die Analyse erstellten Prof. Dr. Sander de Leeuw (Wageningen University & Research), Mitsuko Mizushima (Fritz Institute) und Prof. Dr. Stephan Wagner (ETH Zürich) in Kooperation mit der Logistics Hall of Fame.
Die Umfrage wurde im November 2024 durchgeführt und umfasste humanitäre Organisationen, Unternehmensvertreter und internationale Geldgeber. Prof. Dr. Sander de Leeuw präsentierte die Ergebnisse während ConnectChains - The Humanitarian Supply Chain Conference der Logistics Hall of Fame am 5. Dezember in Berlin. Die Resultate zeigen, dass sowohl Firmen aus der Privatwirtschaft als auch humanitären Organisationen mit den eingegangenen Partnerschaften weitgehend zufrieden sind.
Für die befragten Wirtschaftsvertreter sind die Hauptgründe für Lieferkettenpartnerschaften mit dem humanitären Sektor das bessere Kennenlernen des humanitären Bereichs und die Beteiligung an „guten Taten“, was wiederum die Moral der Mitarbeitenden stärkt. Für humanitäre Organisationen zielen Partnerschaften in der Lieferkette mit Firmen darauf ab, Zugang zu Dienstleistungen, Personen und/oder Produkten zu erlangen, Zugang zu Wissen zu bekommen und Kosten zu sparen.
Öffentlich-private Partnerschaften sind jedoch mit einigen Herausforderungen verbunden. Für Firmenvertreter sind die Knappheit an qualifizierten Kräften, der Mangel von Daten und der begrenzte Zugang zu moderner Technologie im humanitären Sektor am kritischsten. Für die Organisationen ist eine Kooperation mit der Privatwirtschaft in puncto Supply Chain Management eine Herausforderung, weil es schwierig ist, die Ziele mit Firmen abzustimmen. Denn die Unternehmen wissen oft nicht über die Besonderheiten des humanitären Bereichs Bescheid und sind in vielen Fällen vor allem an der Aufmerksamkeit der Medien interessiert.
Die Ergebnisse deuten laut den Machern der Umfrage auch darauf hin, dass sich die Kooperationen von einem ereignisorientierten Schwerpunkt zu langfristigen, integrativen Partnerschaften entwickelt haben, die Geld, Produkte und Dienstleistungen umfassen, damit sie eine größere Wirkung erzielen. Humanitäre Organisationen haben einen wachsenden Anteil an nicht-finanzieller Unterstützung in ihrer Lieferkette festgestellt. Das spiegelt sich in Vereinbarungen über unentgeltliche Unterstützungen wider. Firmen stellen dafür kostenlos Lagerraum, Transportkapazität und Personal zur Verfügung.
Es gibt laut den Verfassern der Umfrage noch einige Herausforderungen, die angegangen werden müssen, damit Kooperationen das volle Potenzial ausschöpfen. Dazu zählt die Notwendigkeit, die Ziele des privaten und des humanitären Sektors beim Management der humanitären Logistik besser aufeinander abzustimmen. Wichtig wäre auch Unterstützung im Bereich des Back Office und nicht Hilfe an vorderster Front. Zudem sollten die beteiligten Parteien regelmäßiger über Fortschritte reden.